Beschreibung der Nahtstelle

Die Anforderungen an ein Baugerüst zur Montage einer Photovoltaik-Anlage können vielfältig sein. Sie hängen im Wesentlichen davon ab, ob weiteren Dacharbeiten in die Nutzung des Gerüstes einbezogen werden können. Zwischen welchen Gewerken die Nutzung abgesprochen werden muss und was dabei zu beachten ist, erfahren Sie im Video.

Bei der energetischen Sanierung eines Gebäudes wird für unterschiedliche Arbeiten ein Gerüst benötigt. Dazu gehört beispielsweise die Installation einer Photovoltaikanlage und die Dämmung von Fassade oder Dach.

Es dürfen nur Gewerke Gerüste erstellen, die diese Tätigkeit in ihrem Berufsbild mit integriert haben. Welche Gewerke das sind, ist durch die Handwerksordnung in den einzelnen Ausbildungsverordnungen geregelt.

Geht es dabei um ein Bestandsgebäude, ist in der Regel der Bauherr der Auftraggeber des Gerüstbauers.

Bereits vor der Ausschreibung des Gerüstes müssen die folgenden Aspekte geklärt sein, da davon abhängt, welche Art von Gerüst gestellt werden muss und welche Kosten im Angebot festgehalten werden.

Zuerst muss der Auftraggeber mit dem Gerüstbauer klären, zu welchem Zeitpunkt das Baugerüst genutzt werden soll. Ebenso sollte der Zeitraum der Montage für thermische Solarkollektoren besprochen werden, da hierfür in der Regel ebenfalls ein Baugerüst erforderlich ist.

Generell muss der Auftraggeber dem Gerüstbauer mitteilen, in welchem Bereich des Gebäudes Dacharbeiten erfolgen sollen. In Abhängigkeit davon wird der Gerüstbauer die Baumaße des Gerüstes festlegen.

Ebenso wird er über die Höhe und die Art der Ausführung eines Fangschutzes entscheiden, und ob möglicherweise ein Seitenschutz zum Einsatz kommen muss. Ein Seitenschutz ist zum Beispiel am Ortgang wichtig, wenn bei der Dämmung von Dach und Fassade eine Dachverbreiterung durchgeführt wird.

Befestigt wird das Gerüst mit Gerüstankern an der Fassade. Die Gerüstanker dürfen nur nach Herstellerangaben verwendet werden. Wird davon abgewichen, muss eine Einzelfallprüfung vorgenommen und ein eigener statischer Nachweis erstellt werden.

Je nachdem, wie dick eine vorhandene Wärmedämmung ist, fällt der Fassadenabstand des Gerüstes größer aus. In diesem Fall müssen spezielle Sondergerüstanker für Wärmedämmverbundsysteme verwendet werden. Es ist zudem sinnvoll, Dauergerüstanker auszuschreiben, die für spätere Renovierungsarbeiten in der Fassade bleiben.

Wird das Gerüst über 10 Meter Höhe aufgebaut, dürfen die Innenaufstiege nicht als alleiniger Aufstieg genutzt werden. Es müssen zusätzlich Treppentürme, Aufzüge oder Transportbühnen eingesetzt werden. Außerdem müssen außenliegende Podesttreppenaufstiege installiert werden.

Es sollte zudem geklärt werden, ob Material gelagert werden muss und wie das Material transportiert wird. Dies kann mit einem Kran oder einem Aufzug geschehen, der am Gerüst befestigt wird.

Wichtig ist es auch festzulegen, welche Arbeiten vom Gerüst aus ausgeführt werden sollen und welche Arbeitsraumbreite auf dem Gerüst benötigt wird. Dann kann ein Gerüst mit einer passenden Belagbreite gestellt werden.

Ein Wärmedämmverbundsystem (WDVS) beispielsweise erfordert eine Belagbreite des Gerüstes von 90 cm sowie die nach Lastklasse 3 gleichmäßig verteilte Last von kleiner oder gleich 2kN.

Für die Montage einer Dämmung wird ein größerer Arbeitsraum zwischen Gerüst und Fassade benötigt. Dieser darf bei Konsolgerüsten maximal 30 cm betragen. Wenn er größer ausfällt, muss auch innen an der Seite, die an die Fassade angrenzt, ein Seitenschutz angebracht werden oder es werden Konsolen benötigt. Das dient der Arbeitssicherheit, um zu verhindern, dass Personen zwischen Gerüst und Fassade abstürzen können.

Notwendige Umbauarbeiten am Gerüst dürfen nur von einem Gerüstbauer vorgenommen werden und sind gesondert auszuschreiben.

Generell hat sich der Gerüstbauer bei der Installation des Gerüstes zwingend an die Normen DIN EN 12810 beziehungsweise DIN EN 12811 zu halten und muss ebenso die Unfallverhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaft einhalten. So darf das Baugerüst zum Beispiel erst nach schriftlicher Freigabe durch den Gerüstbauer genutzt werden.

Vor der Benutzung eines Baugerüstes muss jeder Gerüstbenutzer prüfen, ob das Gerüst durch den Gerüstbauer freigegeben wurde und für welche Arbeiten dies erfolgt ist. Er muss außerdem durch eine Sichtprüfung sicherstellen, dass das Gerüst immer noch ordnungsgemäß verwendet werden kann.

Gegebenenfalls muss jedes Gewerk auch noch auf spezifische Gefährdungen achten. Zum Beispiel muss der Elektriker aufpassen, dass Leitungen nicht stromführend in Kontakt mit dem Metall des Gerüstes kommen.

Mit dem Bauherrn sind weitere Punkte zu besprechen.

Dazu gehört eine eingeschränkte Nutzung

  • des Eingangsbereiches,
  • des Vorgartens,
  • des Gartens
  • oder der Zufahrtswege.

Insbesondere ist hierbei anzukündigen, dass das Baugerüst für den Zeitraum der Außeninstallation dauerhaft zugänglich sein muss.

Um eine Unfallgefahr für Dritte ausschließen zu können, sollte sich außer dem Montagepersonal niemand anderes in diesem Bereich aufhalten.

Vor der Ausschreibung eines Baugerüstes muss der Auftraggeber des Gerüstbauers folgende Aspekte mit dem Gerüstbauer abstimmen:

  • Auftraggeber und Gerüstbauer legen den Zeitpunkt der Nutzung des Baugerüstes fest.
  • Der Auftraggeber muss dem Gerüstbauer mitteilen, in welchem Bereich Dacharbeiten erfolgen sollen.
  • Auftraggeber und Gerüstbauer stimmen ab, welche Arbeiten ausgeführt werden sollen und welche Arbeitsraumbreite und welche Lastklasse hierfür benötigt wird.
  • Der Gerüstbauer muss zusätzlich zu den Innenaufstiegen Treppentürme, Aufzüge oder Transportbühnen montieren, wenn das Gerüst höher als 10 m ist.
  • Umbauarbeiten am Gerüst dürfen nur von einem Gerüstbauer vorgenommen werden und müssen gesondert ausgeschrieben werden.
  • Der Gerüstbauer muss sich an Normen und Gesetze halten und das Gerüst anschließend freigeben.
  • Jeder Gerüstbenutzer muss sich selbst vom ordnungsgemäßen Zustand des Gerüstes überzeugen. Am Gerüst muss die Freigabe des Gerüstes hängen und für welche Nutzung das Gerüst geeignet ist.
  • Der Gerüstbauer sollte mit dem Bauherrn besprechen, dass es zu einer eingeschränkten Nutzung von Eingangsbereich und Zufahrtswegen kommen wird.

Quiz

Überprüfen Sie in einem Quiz, ob Sie die relevanten Abstimmungen an dieser Nahtstelle kennen. Da diese in dem Video genauer erklärt werden, ist es empfehlenswert, zuerst das Video anzuschauen und das Quiz anschließend zur Selbstkontrolle zu lösen.

Externe Fundstellen

An dieser Stelle finden Sie weiterführende Inhalte zum Thema der Nahtstelle, auf die Sie außerhalb der Lernplattform zugreifen können.

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